Vor Kurzem durfte ich eine interessante Frau interviewen, ihr Name ist Kerstin Heinz, 28 Jahre alt.

„Kennengelernt“ haben wir uns über Instagram, hier hat sie mich mit ihrem Profil @keri.chaotic kontaktiert und so sind wir ins Gespräch gekommen. Dabei hat sie mir berichtet, dass sie sich aus freien Stücken seit ca. 10 Jahren vom Messi zur Minimalistin entwickelt. Das hat mich natürlich sofort gepackt! Menschen, die ihr Leben so umkrempeln können, faszinieren mich! Und oft braucht es Extreme, um etwas zu verändern. Als Messi bezeichnet sie sich selbst, das ist ziemlich hart, das wollte ich genau hinterfragen! Daraufhin haben wir einen Telefontermin ausgemacht und sie hat mir ihre spannende Geschichte erzählt, die ich nun Euch erzählen darf. Weil sie Mut macht! Mut, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, etwas, das einen stört, nicht mehr länger zu akzeptieren und hinzunehmen. Den Mut aufzubringen, das auch öffentlich zu erzählen und mit Fotos zu dokumentieren. Denn das hat sie auf ihrem Blog www.kerichaotic.de getan und tut es noch heute.

Angefangen hat das Ganze schon in der Schulzeit, die Kerstin als schwierig bezeichnet. Gemobbt und gehänselt hat man keine tolle Schulzeit, das kann ein junger Mensch nicht ohne weiteres einfach so verdauen. Rückblickend ist dies der Auslöser für eine Kaufsucht, in der sie viele Dinge kaufte, um diese Gefühle des Niedergemachtwerdens zu kompensieren. Zeitschriften, Beautyprodukte, CDs, DVDs, Bücher usw. wurden gekauft; so ziemlich alles, was man sammeln kann. Die Befriedigung war nur von kurzer Dauer, es geht hier oft auch nur um das Kaufen an sich, um den kurzen Moment. Freilich hat sie die Zeitschriften zum Teil auch genutzt, z.B. um Collagen zu basteln, viele der gekauften Bücher wurden auch gelesen. Aber dennoch war die Masse an Dingen irgendwann zu gewaltig, so dass ihre Wohnung die vielen Sachen gar nicht mehr ordentlich fassen konnte. Um in das zweite Zimmer zu gelangen, musste sie einen immer schmaler werdenden Gang passieren.

Aus dieser Zeit existiert sogar ein Foto, auf dem Kerstin ihre Tigerhausschuhe fotografiert hat. Im Hintergrund war laut ihrer Aussage das „pure Chaos“ zu sehen. Vielleicht hat das letztendlich die Augen geöffnet, irgendwann genügt ja ein Tropfen, der das ohnehin volle Fass zum Überlaufen bringt. Das war er wohl! Das Sammeln an sich ist ja ein stillschweigender, langsamer Prozess, dessen Verlauf man nicht tagtäglich beobachtet. Und irgendwann war es zuviel! Aber nun begann die Frage zu reifen, was denn da alles angesammelt wurde! Was für Zeug hier überall herumliegt?! Sie hatte schlichtweg den Überblick verloren. Aber dann begann sie, Schublade für Schublade auszumisten. Es wurde sortiert und weggeschmissen. Was zum Teil sehr schwer fiel, schließlich wuchs Kerstin mit den Glaubenssätzen auf, dass man etwas Gutes und noch Brauchbares nicht wegschmeißen darf!

Dennoch hat sie das Fieber gepackt, mit jedem Teil wurde es irgendwie leichter, das ist vergleichbar mit Muskeln, die trainiert werden müssen. Anfangs fällt es schwer, dann gewöhnt man sich immer mehr daran und schließlich ist es normal und bedarf keiner Anstrengung mehr. Was denn die Eltern dazu gesagt haben? Zu dem Chaos im Zimmer früher eigentlich nichts. Als dann die „Aufräumwut“ begann, wurde manchmal geschimpft, weil die Mülltonne plötzlich so voll war. Aber groß thematisiert wurde das Chaos und dann das Aufräumen eigentlich nie. Es wurde quasi hingenommen und akzeptiert.
Wie ist sie vorgegangen, hat sie damals schon von Marie Kondo und ihrer Theorie des Aufräumens gehört? Nein, das Meiste ging intuitiv. Alle auszumistenden Gegenstände wurden auf einen Haufen geworfen, und zwar so, dass sie störend im Weg herumlagen und weggeräumt werden mussten. Wenn man sich selbst und seine Strategien kennt, kann man sich prima selbst überlisten. Schließlich musste auch sie viele Dinge mehrmals angehen, was beim ersten Durchgang noch bleiben durfte, ging dann vielleicht beim zweiten oder dritten Mal.

Aus dieser Zeit stammt auch ihr Kleiderschrankexperiment, bei dem in drei Monaten jeden Tag ein anderes Oberteil aus dem Schrank getragen und fotografiert wurde. Viele Teile mussten danach gehen, weil sie unbequem oder nicht mehr passend waren, ca. die Hälfte durfte bleiben. Das Feedback hierzu war durchwegs positiv. Das Öffentlichmachen war ein Schritt, um anderen Menschen Mut zu machen, dass jeder seinen Weg gehen kann, egal, wie steinig er vorher war. Ob es nur noch Lieblingsteile in ihrem Schrank gibt nach dem Projekt? Noch nicht, aber der Weg dorthin ist geebnet. Es verläuft ja oft in Schüben, in Wellen. Was heute noch als gut befunden wird, kann morgen schon anders empfunden werden. Schließlich verändern auch wir uns täglich.

Und heute, 10 Jahre später? Heute ist es ordentlich, alles hat seinen festen Platz. Es muss nichts mehr gesucht werden, weil sie weiß, wo alles steht. Weil sie es bewusst dorthin getan hat. Wie viel Zeit und Nerven dadurch gespart werden, versteht sie jetzt erst. Heute sieht sich Kerstin als Minimalistin, es werden kaum noch unnütze Dinge angeschafft. Der Minimalismus hat auch auf anderen Ebenen ihr Leben verändert. Es ist schließlich nie nur ausmisten, dadurch verändert sich zuerst etwas im Außen, doch das Innere ist mindestens genauso involviert. Weil sich durch die Einstellung zu Dingen alles verändert. Es beginnt meist mit: WAS macht mich glücklich und darf deshalb in meinem Leben bleiben? Dann folgt sehr oft ein: WER macht mich glücklich und darf bleiben?

Was macht mich glücklich und darf deshalb in meinem Leben bleiben?

Das bestätigt sich auch in meinen Aufräumcoachings immer wieder. Alles wird überdacht, das ganze Leben steht auf dem Prüfstand. Wenn einmal dieser Blick auf sein Leben geöffnet wurde, gibt es kein Zurück mehr! Weil man erkannt hat, dass es darum geht im Leben – um die Menschen um einen herum, die nicht dazu da sind, um uns glücklich zu machen, denn dafür sind wir selbst verantwortlich. Aber es darf keinen mehr geben, der uns dauerhaft unglücklich macht! Warum auch? Das Leben ist zu schön, um die Zeit mit negativen Menschen zu verschwenden. Und bei Gegenständen ist es genauso. Natürlich macht uns nicht jedes Messer oder jede Isomatte glücklich, sie sind einfach Alltags-/Nutzgegenstände. Aber macht uns die 15. Vase wirklich glücklich? Das Geschenk von Tante F., das wir eigentlich noch nie mochten? Bei dem wir eigentlich daran denken müssen, dass das Verhältnis zu ihr noch nie wirklich gut war? Weg damit! Dingen, die uns ein negatives Gefühl vermitteln, sollte kein Platz in unserem Leben eingeräumt werden. Bei dessen Anblick wir immer mit einem schlechten Gewissen „belohnt“ werden! Nein, die müssen weg!

Und genau so ging es Kerstin schließlich mit vielen alten Schulkameraden. Genau die, die sie früher gehänselt haben oder zumindest nichts dagegen unternommen haben. Dass sie mit ihnen keinen Kontakt mehr hat, ist mehr als verständlich. Deshalb kamen mit den Jahren immer mehr andere, positive Menschen in ihr Leben. Die so dachten wie sie. Positiv, optimistisch in die Zukunft blickend. Früher war sie schüchtern, noch zu Ausbildungszeiten war sie eher in sich gekehrt, zurückgezogen. Doch durch das Ausmisten hat sich vieles verändert in ihrem Leben. Jedes weggegebene Teil hat etwas in ihr bewirkt, mit jedem Stück weniger steigerte sich das Selbstvertrauen. Letztendlich hat sich Kerstin um 180 ° gedreht – sie merkte, dass sie die Dinge nicht mehr brauchte, dass sie wie ein Schutzpanzer für sie waren, der plötzlich nicht mehr nötig war. Als ob der Schutz nach außen nicht mehr benötigt wurde, weil sie in sich selbst gefestigt war. Weil andere ihr nichts mehr anhaben konnten. Und witzigerweise ist gerade jetzt ein Annähern an frühere Schulkameraden wieder möglich, die bewundern, was aus ihr geworden ist, die sie plötzlich als die tolle Frau wahrnehmen, die sie ist – die sie schon immer war aber nicht gezeigt hat, vielleicht aus Angst, verletzt zu werden.

Ihre Interessen haben heute viel mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun. Spannende Themen saugt sie auf wie ein Schwamm, interessante Podcasts werden gehört, sie besucht viele Seminare zur persönlichen Weiterbildung, außerdem trifft sie sich im „wirklichen Leben“ mit Gleichgesinnten zum Austausch. Der Minimalismus, ihre Lebenseinstellung, ist ihr ein guter Wegweiser. Wertvolle Kontakte wurden geknüpft, Freunde gefunden, die genauso denken wie sie. Die das Leben durch die minimalistische Brille betrachten mit Fokus auf die Menschen, nicht auf die Dinge. Die sich hinterfragen bei neuen Anschaffungen, ob sie wirklich nötig sind und das Leben bereichern.

Jetzt ist sie eine glückliche junge Frau, die mitten im Leben steht und stolz auf sich sein kann. Was sie alles geschafft hat aus der damaligen Situation. Sie hatte „einfach“ die Entscheidung getroffen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und anzupacken. Schließlich hat man die Wahl: Will ich das Ruder meines Lebens(schiffes) übernehmen oder überlasse ich es Anderen?

Abschließend gab es noch 3 Fragen (die es zukünftig bei allen Interviews im Inspiration Friday geben wird):
1. Hast du ein Lebensmotto?
Ihr Lebensmotto, das immer wieder einmal wechselt, lautet: „Make yourself proud!“
2. Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich geben?
Ihrem jüngeren Ich würde sie raten, „niemals aufzugeben, weil es ich lohnt für seine Träume loszugehen!“
3. Welches Buch hat dein Leben verändert?
Die Macht Ihres Unterbewusstseins* von Dr. Joseph Murphy (obwohl nie zu Ende gelesen hat es dennoch wahnsinnig viel angestoßen).

Vielen Dank an Kerstin für dieses tolle Gespräch und die Möglichkeit, eine wundervolle inspirierende Geschichte erzählen zu dürfen!

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